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Das Novemberwetter war grau in grau und doch hatten wir Lust auf einen spontanen Ausflug. Unsere Wahl fiel auf die Marienburg, Nordstemmen - Niedersachsen, die in gut einer Stunde Autofahrt für uns erreichbar liegt.
Schon bei der Anfahrt bekommt man einen sehr spektakulären Anblick geboten. So und genau so, stellt man sich eine Märchenburg vor. Und man weiß sofort, das will man sich doch mal genau anschauen.
Und wird nicht enttäuscht!!! Vom gut ausgeschilderten Parkplatz führt ein geschwungener Weg durch herbstlich bunte Mischwälder mit sehr vielen Buchen und Eichen und rasch bekommt man ein Blick auf die pittoreske Burganlage.
Verzeihlich
Er ist ein Dichter; also eitel.
Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,
Zieht er aus seinem Lügenbeutel
So allerlei Brimborium.
Juwelen, Gold und stolze Namen,
Ein hohes Schloß, im Mondenschein
Und schöne, höchstverliebte Damen,
Dies alles nennt der Dichter sein.
Indessen ist ein enges Stübchen
Sein ungeheizter Aufenthalt.
Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,
Und seine Füße werden kalt.
Wilhelm Busch, 1832 - 1908
Je näher man kommt, desto beeindruckender wirkt der gesamte Komplex. Gebaut von König George V. von Hannover in der Zeit von 1859 bis 1869 als Sommerresidenz der Welfen, die das älteste Adelsgeschlecht Europas sind, war es ein Geschenk an seine Ehefrau Marie zu ihrem 39. Geburtstag am 14. April 1857.
Ich liebe diese Menschengruppe im Torbogen. Sehen sie nicht aus wie Ritter, die ausziehen die Welt zu verbessern?
Der spektakuläre Eindruck setzt sich im Innenhof fort. Leider kann man die Marienburg zur Zeit nicht mehr von innen besichtigen.
Ich habe bei der Recherche zu diesem Post sogar erfahren, dass wir sozusagen auf den letzten Drücker dort waren, denn ab 1. Januar 2024 ist die gesamte Anlage auf unabsehbare Zeit wegen aufwendiger Sanierungs- und Renovierungsarbeiten geschlossen worden. Schon jetzt sind ca. 27 Millionen Euro veranschlagt und da es sowohl innen als auch am abrutschenden Berg dringenden Arbeitsbedarf gibt, wird es sehr wahrscheinlich viel mehr werden und es ist mehr als fraglich, wann man das Schloss wieder besichtigen darf.
Das ist auch der Grund warum die Welfen dieses Schloss an das Land Niedersachsen verkauft haben. Gewohnt hat dort schon lange Zeit niemand mehr.
Das hatte in der Vergangenheit seine Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass die wundervolle Inneneinrichtung (wir haben sie vor vielen Jahren einmal besichtigt) nahezu original getreu erhalten ist. Sogar eine komplette Schlossküche, denn Königin Marie war eine begeisterte Köchin und Bäckerin. Leider sind die meisten Dinge von Wert längst verkauft, aber die wundervoll gestaltete Inneneinrichtung ist alleine schon einen Besuch wert.
Aber unbewohnte Gebäude und dann noch mit dieser Größe sind einem natürlich Verfall preisgegeben und der hat hier für immensen Schaden gesorgt. Pilze, Insekten und Schwämme haben das Regiment übernommen und weite Teile sind leider einsturzgefährdet.
Bleibt zu hoffen, dass die wunderschöne Anlage, die zu den bedeutendsten neugotischen Baudenkmälern in Deutschland gehört, gerettet werden kann. Im Bild zu sehen ist die sogenannte Vorburg mit Großkomturei auf der rechten Seite und Firmarie mit angrenzenden Gästekammern auf der linken Seite.
Da wir ja in der Vorweihnachtszeit dort waren, mussten wir auch dem zauberhaften Burgladen einen Besuch abstatten und mit etwas Schönem in den Tüten wieder verlassen. Den Schlitten hätte ich ja zu gerne mitgenommen, aber er hätte leider nicht ins Auto gepasst.
Blick durchs Osttor durch den man in den Innenhof gelangt.
Vom Schlossturm aus hatte man einen fantastischen Blick ins Calenberger Land ringsum.
Wir verabschieden uns mit einem letzten Blick auf ein Märchenschloss ganz besonderer Art. Auch Wikipedia hat einen richtig guten Artikel zum Thema -> hier
Sage nie Adieu, denn Adieu heißt weggehen,
und weggehen heißt vergessen.
J. M. Barrie (1860 - 1937), Sir James Matthew „J. M.“ Barrie, 1. Baronet, schottisch-englischer Dramatiker und Erzähler, Schöpfer des 'Peter Pan'
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