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Wintermärchen
Auf dem Baum vor meinem Fenster
Saß im rauhen Winterhauch
Eine Drossel, und ich fragte:
»Warum wanderst du nicht auch?
Warum bleibst du, wenn die Stürme
Brausen über Flur und Feld,
Da dir winkt im fernen Süden
Eine sonnenschöne Welt?«
Antwort gab sie leisen Tones:
»Weil ich nicht wie andre bin,
die mit Zeiten und Geschicken
Wechseln ihren leichten Sinn.
Die da wandern nach der Sonne
Ruhelos von Land zu Land,
Haben nie das stille Leuchten
In der eignen Brust gekannt.
Mir erglüht's mit ew'gem Strahle
– Ob auch Nacht auf Erden zieht –,
sing' ich unter Flockenschauern
Einsam ein erträumtes Lied.
Wundersamer Trost der Schmerzen!
Doch nur jene kennen ihn,
Die in Nacht und Sturm beharren
Und vor keinem Winter fliehn.
Dir auch leuchtet hell das Auge;
Deine Wange zwar ist bleich;
Doch es schaut der Blick nach innen
In das ew'ge Sonnenreich.
Laß uns hier gemeinsam wohnen,
Und ein Lied von Zeit zu Zeit
Singen wir von dürrem Aste
Jenem Glanz der Ewigkeit.
Otto Ernst, 1862 - 1926
Genießt die letzten Tages dieses eigenartigen Jahres, wo immer Ihr es könnt. Ich möchte jedem einzelnen von Euch danken für all die Treue, Aufmerksamkeit und Zuwendung in den vergangenen 12 Jahren hier in meinem Foto- und Gedichteblog. Ich kann die Zahl kaum selbst glauben und es ist mir Heimat und Erinnerungsstätte geworden, vor allem aber der Beginn vielen großartiger Freundschaften.
Ich wünsche Euch von Herzen einen guten Start in ein positives 2021
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Enjoy the last days of this strange year wherever you can. I would like to thank each and every one of you for all your loyalty, attention, and care over the past 12 years here in my photo and poetry blog. I can hardly believe the number myself and it has become my home and memory but above all the beginning of many great friendships.
I sincerely wish you a good start into a positive 2021
Ever yours,
Isabella
Our World Tuesday - Skywatch Friday - Image-in-Ing - Through my Lens No. 272
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